Aus der Festschrift zum 20 jährigen Kirchenjubiläum
DREIFALTIGKEITSKIRCHE
Vorgeschichte
Im Jahre 1900 lebten in der Gemeinde Zell 794 evangelische und nur 5 katholische Christen. Das war die Familie Nagel.
Bis zum Jahre 1930 zogen weitere Katholiken aus dem schwäbischen Oberland, aus der Ostalb und auch aus Bayern hierher. Vielleicht können sich einige ältere Gemeindemitglieder noch an die Namen Ostertag, Guillard, Ottenwälder, Morasch u.a. erinnern. Frau Mutscheller , heiratete 1928 nach Zell und hatte viele Jahre das einstige Frisörgeschäft an der Hauptstraße inne. Sie trug wesentlich zur Vorbereitung und Entstehung unserer Kirche bei.
Zum sonntäglichen Gottesdienst pilgerten die Zeller Katholiken damals nach Oberesslingen in das 1933 erbaute Holzkirchlein.
Obereßlingen war damals eine Filiale von St. Paul, Esslingen, welche Vikar Kees leitete. 1935 wurde
diese Filiale selbständig und an Pf. Hilsenbeck übertragen, dazu Berkheim, Zell, Aichschieß und Schanbach.
Der Name Zell erscheint hier erstmale in der Kirchenchronik Oberesslingen. Bis 1947 waren
es inzwischen 136 Katholiken. Durch den Zuzug der Heimatvertriebenen aus Schlesien, der Tschechei und Ungarnstieg die Zahl bis 1954 auf 550 an (bei 2372 Einwohnern).
Nun wurden gelegentlich auch in Zell Gottesdienste abgehalten, anfangs im Gasthaus zur Linde, später im Klassenräumen der damaligen Volksschule (beim Rathaus). Den behelfsmäßigen Altar richtete Frau M. Seichter her, die Lieder im Gottesdienst spielte deren Tochter Marcella
auf dem Harmonium.
Ab April 1954 stellten sich Frau Mutscheller und Frau Tauber für den Altardienst zur Verfügung. Oberlehrer
Anton Gut, der mit seiner Familie im Februar 1954 nach Zell als Lehrer an die hiesige Volksschule gezogen
war, übernahm den Organistendienst.
Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde immer lauter.
Demzufolge gründete der für uns zuständige Kurat Stadelmaier in einer Gemeindefeier (12.Febr.1954) den
Kirchbauverein Zell. Bald darauf wurde mit Haussammlungen begonnen, wozu sich viele freiwillige Helfer zur Verfügung stellten.
Die Betreuung der Filialen lag ganz in der Hand des ständigen Kuraten von Oberesslingen. Das schloß nicht aus, dass gelegentlich ein Vikar oder der Stadtpfarrer selbst am Sonntag in Zell den Gottesdienst hielt.
Da aber der Schulraum allmählich die Gottesdienstbesucher nicht mehr alle aufnehmen konnten, wurde beim evangelischen Pfarramt um Benützung der evangelischen Kirche nachgesucht, was auch gerne gestattet wurde.
Von 1955 an wurde der sonntägliche Gottesdienst in bestimmtem Turnus (7.30 oder 11.30 Uhr) in der evangelischen Kirche gefeiert. Dazwischen hinein kam einmal für ein paar Wochen ein großer Missions-
wagen (Kapellenwagen), der bei der alten Turnhalle im Schulhof sein Wagenzelt aufschlug, und deren Patres die Gläubigen zu Gottesdiensten und Missionsvorträgen einluden.
Von 1959 an fand der Gottesdienst regelmäßig im Festsaal der neu errichteten Schule statt, was der Großzügigkeit von Herrn Rektor Goll zu verdanken war.
Freiwillige Helfer stellten zum Gottesdienst die vielen Klappstühle auf und räumten sie danach wieder
ab.
So ganz allmählich entstand die katholische Kirchengemeinde, die zu verschiedenen Mithilfen und Opfern ansprechbar war.
An Feiertagen sang öfters eine Schülergruppe unter Leitung von Oberlehrer Anton Gut - 2. und 3. - stimmige Lieder. Das altersschwache Harmonium wurde 1963 durch eine Heimorgel (el.) ersetzt, die ein Mitglied der Kirchengemeinde spendete. Sie wurde später auch in die neue Kirche übernommen.
Während dieser Zeit liefen die Vorbereitungen (Sammlungen »Planungen,Suchen nach einem geeigneten Platz) für die Kirche unter vollem Einsatz des damaligen Kuraten Willy Graf und unter Mithilfe von Frau
Mutscheller beharrlich welter.
Planung
Nach der Gründung des Kirchbauvereins Zell im Jahre 1954 begann bald die Suche nach einen geeigneten Platz für die neu zu errichtende Kirche. Die ursprüngliche Absicht, zwischen Zell und Altbach ein gemeinsames Gotteshaus zu bauen, fand beim damaligen Generalvikar Dr. Hagen keine Zustinanung, da beide aufstrebende Gemeinden seien. Auch das Gebiet in der "Siedlung", südlich der Bahnlinie, wo die Mehrzahl der Zeller Katholiken wohnte, kam wegen des zu hohen Grundwasserspiegels nicht in Betracht.
Die Suche ging also weiter.
Da tauchte ein Silberstreifen am Horizont auf. Ein Zelter Bürger bot den Katholiken ein Grundstock von 25 Ar an, das als Tauschgelände sehr von Nutzen war. Stadtpfarrer W. Zieher , von unserer Muttergemeinde Oberesslingen, leitete das Angebot sofort weiter zum Ordinariat Rottenbürg und alsbald war der Kauf getätigt.
Der damalige Kurat W. Graf bemühte sich sehr um einen Kirchbsuplatz an der Bergstraße. Nach Erwerb eines Grundstückes daselbst wurden Bodenuntersuchungen durchgeführt. Leider stellte sich dabei heraus, daß auf diesem Gelände viel Knollenmergel vorhanden ist, sodaß eine Kirche an dieser Stelle nicht erstellt werden kann, wohl aber einzelne Häuser.
Welch eine schwere Enttäuschung nach diesen langwierigen Bemühungen! Dazu kam noch die Versetzung von Karat Graf nach Schrozberg als Pfarrer für die dortige Gemeinde.
Erneut mußte nach einem Kirchbauplatz gesucht werden.
Zwei Gebiete wurden als eventueller Standort vorgeschlagen:
1. Die Katholiken-im Tal plädierten für eine Kirche in der Mettenenhalde (Ecke Mettenhaldenstraße / Johannesstraße)
2. Andere stimmten für ein Gotteshaus im Hangelsteingebiet "auf dem Berg" - wie man schlicht sagte.
Dieser letzte Vorschlag kam dem damaligen Ortsplaner, Herrn Schlecht, der für das Hangelsteingebiet ein großes Projekt suchte, sehr gelegen.
Der Bischof von Rottenburg Dr .Carl Joseph Leiprecht, stiinnte dem Kirchbau zu, das Ordinariat bewilligte die Gelder für den Bauplatz und die Muttergermeinde Oberesslingen mit dem neuen Stadtpfarrer N.Mühleck
übernahm die Finanzierung unseres Gotteshauses.
Der Kirchbau konnte nun endlich beginnen. Ein glückliches Aufatmen nach langer Geduldsprobe.
Der erste Spatenstich
Am Dreifaltigkeitsfest, dem 13. Juni 1965 vollzog in einer Feierstunde Stadtpfarrer Norbert Mühleck
den ersten Spatenstich. Unsere Mitbürger aus Zell, Gemeinderate, Gäste aus Oberesslingen waren zu dieser denkwürdigen Feier gekommen, die der Kirchenchor Oberesslingen, unter Leitung von Willy Digel, würdig mit Liedern umrahmte.
Bauausführung
Die Baufirmen Brucker. Bad Cannstatt und Geistdörfer, Altbach erstellten in wenigen Wochen den Unterbau der Kirche (Saal und untere Räume).
Unter der Leitung von Architekt Berthele und der Bauaufsieht von Herrn Allmendinger verlief beim Bau alles planmäßig.
Bereits im Oktober 65 konnte Dekan Hirsch/ Esslingen, die Grundsteinlegung vornehmen.
Nachfolgende Urkunde wurde in Kanzelnähe eingemauert.
Man konnte den Bau förmlich wachsen sehen. Im Winter wurde das Kirchendach mit dem Stahlgerüst errichtet und mit Schieferplatten belegt. Am 25.2.1966 war Richtfest, das der Musikverein Zell musikalisch umrahmte.
Am Freitagnachmittag, dem 25. Februar 1966 konnte in Zell das Richtfest der katholischen Dreifaltigkeitskirche begangen werden. Choräle und Gesänge umrahmten die Feierlichkeit.
Im Jahr 1966 folgte der weitere Ausbau der Kirche und auch der unteren Räume (Saal, Küche, Jugendräume).
Im gleichen Jahr ging man daran, auch das Fundament für den Kirchturm vorzubereiten.
Leider entdeckte man beim Aushub der Baugrube etwas Knollenmerqel. Das erforderte eine Verbreiterung des Fundaments (große Platte) und verursachte auch erhebliche Mehrkosten. Mit einem solchen Hindernis mußte man in dieser Gegend rechnen, nicht aber mit dem nachträglichen bischöflichen Erlaß, der aus finanziellen Gründen künftig jeglichen Bau von Kirchtürmen untersagte.
Welch eine Enttäuschung, vor allem auch für den Ortsplanerl Alle Versuche, doch noch einen Turm bauen zu dürfen, schlugen fehl. Das Fundament war aber schon fertig.
Vollendung und Ausstattung der neuen Kirche
Ein Bazar zugunsten kirchlicher Geräte wurde im Januar 1967 in der Kirche abgehalten und fand qroßes Interessse. Die Zeller Katholiken spendeten fast alle, für den Gottesdienst notwendigen Geräte im Wert von 10.000 DM.
Diese Opferfreudigkeit war bewundernswert. Auch Dekan Mühleck ermunterte seine Gemeinde Oberesslingen zu Opfern für die Zeller Kirche, die nun kurz vor der Vollendung stand.
Predigtstuhl (Ambo) und Tabernakelträger waren provisorisch aus Holz gefertigt. Die Chorwand war noch leer und kahl; ein großes Kreuz fehlte. In Zell wohnte zu dieser Zeit Herr Heimburger, ein Holzschnitzer aus
dem Schwarzwald. E r hatte während des Krieges einen Christuskörper geschnitzt, den er einer armen Gemeinde schenken wollte. Als er von unserer Situation erfuhr, übergab er uns diesen Christuskörper, der nach seinem Wunsch als "vom Kreuz herabsteigender Erlöser" angebracht wurde.
Das war wirklich ein Geschenk des Himmels, über das die ganze Gemeinde sich freute.
Ein paar Jahre später schnitzte Herr Heimburger die Madonna, die auf einer Säule steht
Die Ausstattung der unteren Räume (Saal, Jugendräume, Flur usw.) erfolgte planmäßiq, so das am Festtag alle Gäste im Saal zur vollen Zufriedenheit bedient werden konnten. Tische, Stühle und der "Flügel" wurden von der polit. Gemeinde Zell spendiert.
Viele freiwilligen Helfer stellten sich zur Verfügung, um dem Gotteshaus und allen Räumen den letzten Schliff zu geben. Männer legten Platten um die Kirche, damit der Weihbischof beim Segnen der Kirche trockenen Fußes herumgehen konnte. Alles war für den großen Tag bestens hergerichtet und vorbereitet.
Kirchweihe am 12. März 1967
Weihbischof Sedlmaier von Rottenburg, assistiert von Dekan Norbert Mühleck, den früheren Kuraten
Graf und Sautermeister, sowie vom Ehrendiakon und amtierenden Seelsorger Kurat Schmaus, weihte die Kirche außen und innen. Auf dem Altar wurde die Platte mit Reliquien der Märtyrer Claus und Felicitas
eingemauert.
Anschließend salbte der Weihbischof die 12 Apostelkreuze.
Beim Pontifikalamt sang der Kirchenchor von Oberesslingen eine Messe von Palästrina und das "Locus iste" von Anton Brückner.
Bei der Gemeindefeier am Nachmittag wirkten der Musikverein und die Concordia von Zell, sowie der Kirchenchor, unter Leitung von Willi Diegel mit.
Nach dem Grußworten verschiedener Redner und einem Dankgebet endete die denkwürdige Feier mit dem gemeinsamen Lied "Großer Gott, wir loben dich".
Das anschließende gemütliche Beisammensein im Gemeindesaal erfüllte alle Teilnehmer mit Dank und Freude.
Finanzieller Aufwand für die Dreifaltigkeitskirche Zell
Seit Gründung des Kirchbauvereins Zell 1954 wurden von vielen freiwilligen Sammlern bis 1967 monatliche Haus- und Kirchensammlungen durchgeführt. Die Kuraten hielten BetteIpredigten in den vom Bischof zugewiesenen Dekanaten. 1968 hielten Kurat Haas, Prof. Eckerle und Oberlehrer Gut mehrere BetteIpredigten im Dekanat Schwäbisch Gmünd und brachten insgesamt 33.203 DM nach Hause.
1969 zogen am 5. Oktober 17 Männer von unserer Gemeinde aus, um im Dekanat Ellwangen Bettelpredigten zu halten. Sie sammelten an diesem einen Sonntag 23.017 DM. Eine beachtenswerte Leistung unserer Männer.
An Sachspenden für die Kirche (sakrale Gegenstände) gingen in Höhe von ca. 10.000.- DM ein.
Mit vielen privaten Spenden, auch von auswärts, brachte die Gemeinde den Gesamtbetrag von 100.000.- DM zusammen. Auch für die Ausstattung der Kirche und der übrigen Räume gingen zahlreiche Spenden ein.
Nach der Abrechnung vom Baubüro Berthele, Altbach, betrugen die Baukosten für die Dreifaltigkeitskirche Zell 1.365.518.- DM.
Die Finanzierung unserer Kirche lag damals ganz in den Händen der Muttergemeinde Oberesslingen und wurde bei der Eingemeindung von der Gesamtkirchenpflege Esslingen übernommen. Die Restschuld nach 20 Jahren beträgt noch insgesamt 93.194.- DM.
Nicht eingerechnet sind die späteren Kosten für Pfarrhaus, Reperaturen am Kirchendach, Restaurierung der
Chorwand, Isolierung der Kirchendecke und andere Reparaturen.
Bau des Pfarrheim 1972 - 1973