Impuls


Vom Licht der Auferstehung

 

Wer den Esslinger Norden durchschreitet, der entdeckt über kurz oder lang die in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaute Josefskirche. Nach ihrer Renovierung birgt sie in ihrem Inneren ein weiteres Kleinod an der Chorseite – ein durch drei Glasscheiben markiertes Lichtkreuz. Und wer am Ostersonntagfrüh die Kirche besucht (wenn sie denn offen ist), der erlebt die Botschaft der Auferstehung Jesu, körperlich. Der verstorbene Künstler (Raphael Seitz) dieser Installation will glaubend dem Betrachter folgendes sagen:

Wir haben seinen Stern gesehen


Der Stern von Bethlehem Wahrheit oder Inspiration?

 

Untrennbar zur Krippe gehören die Heiligen drei Könige und der Stern. Er wies den drei Magiern den Weg nach Betlehem zum Stall. Wissenschaftler*innen hatten sich schon immer gefragt, ob der Weihnachtsstern nur eine literarische Ausschmückung des Evangelisten Matthäus gewesen war, oder ob es ihn in Wirklichkeit gab.

 

Einigkeit herrscht inzwischen, dass es ein theologisches Zeichen für die beginnende Gottesherrschaft ist. Manche Theologen führen hierfür aus dem Alten Testament das Buch Numeris an: „Ein Stern geht auf in Jakob, ein Zepter erhebt sich in Israel …“ (vgl Num 24,17). Die meisten sehen jedoch eher einen Zusammenhang außerhalb der Bibel, nämlich in der griechischen Mythologie.

 

Die „göttlichen“ Zwillingsbrüder Castor und Pollux finden sich auf antiken Bildern mit einem Stern über dem Kopf bzw. auf der Stirn dargestellt. Dieses Bild wird von vielen Königen und Kaisern danach aufgenommen, auch durch Herodes. Es wurde demnach als Zeichen für Macht und Herrschaft gedeutet. Wenn nun Matthäus uns berichtet, wie sehr Herodes erschrak, als er vom aufgehenden Stern hörte, war ihm klar, dass ihm ein Rivale erwachsen könnte.

 

Der Frage, ob es den Weihnachtsstern nach naturwissenschaftlichen Erkenntnissen wirklich gab, ging erstmals der deutsche Astronom, Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph Johannes Kepler im 17. Jh. nach. Seinen Berechnungen nach handelte es sich beim Stern von Bethlehem um die beiden Planeten Jupiter und Saturn. Sie zogen für eine gewisse 5

 

Zeit parallel ihre Bahnen, was wohl mit bloßen Augen wie ein einziger Stern anzuschauen gewesen sein könnte. Früher galt Jupiter als gottgleicher Herrscher, Saturn als Planet des jüdischen Volkes. So lag es nahe, dass die babylonischen Sterndeuter diese Sternenkonstellation als die Geburtsstunde eines neuen Herrschers, dessen Herrschaft ein Segen für die Menschheit sein würde, deuteten. Später meinte man im Kometen Halley den Weihnachtsstern entdeckt zu haben. Er ist der einzige, der mit bloßem Auge alle 74 bis 79 Jahre gut beobachtet werden kann. Rechnet man seine Flugbahn auf das Geburtsjahr Jesu zurück, könnte man das meinen. Allerdings wäre Jesu Geburt dann 12 und nicht sieben vor Christus

gewesen, wie man jetzt annimmt.

 

Gleich wie man es deutet, es bleibt die Möglichkeit, dass ein ungewöhnliches Ereignis am Sternenhimmel die Drei Könige aufbrechen ließ. Vielleicht kann dies uns auch inspirieren, aus Gewohntem aufzubrechen, weil wir im Alltag „Sternzeichen“ bemerken. Zum Beispiel im Sehen, dass jemand etwas Gutes tut, oder im Hören auf Worte und Lieder, die mit „Sternen“ zu tun haben, oder beim Betrachten des Sternenhimmels sich der Zusage Gottes an Abraham bewusst zu werden: Ich bin gesegnet und bin beauftragt, ein Segen für andere zu sein.

 

Uwe Schindera; Dreikönigsmosaik © Pixabay


Sternsingen international - Kinder als Sternsinger auch in Afrika unterwegs.

Ruanda Ob in langen weißen Gewändern oder mit einem Hut aus Palmzweigen auf dem Kopf – auch im zentralafrikanischen Ruanda sind die „Chanteurs à l’étoile“ unterwegs, wie die Sternsinger dort genannt werden. Die Projektpartnerin Thérèse Watripont des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ berichtet:

 

„Nun gibt es die Aktion hier schon seit zehn Jahren! Zuerst nur in Gatenga, dann auch in anderen Pfarreien von Kigali. In diesem Jahr hat Pater Danko in einer kleinen Feier auch in Muhazi zum ersten Mal drei Sternsinger-Gruppen ausgesandt. 67 Kinder und Jugendliche, begleitet von acht Erwachsenen, zogen anschließend über die Hügel von Gikomero. Und für unsere Sternsinger waren eigens drei wunderschöne Sterne mit je acht Zacken hergestellt worden. Jede Zacke steht für eine der Seligpreisungen. Alle empfingen die Sternsinger mit offenen Armen. Sie wurden sogar mit Tee und leckerem Gebäck versorgt.

 

Nach dieser Stärkung zogen sie weiter und sangen traditionelle Lieder, die weit über die Hügel schallten. Auf ihren Gewändern glänzten gut sichtbar die Sterne, aber sie glänzten auch in ihren Augen und in ihren Herzen. Mit der Neujahrsmesse schlossen die Sternsinger ihre Aktion ab. Dabei legten sie ihre Sterne, Kronen und Perücken vor die Krippe in unserer Kirche. Zwei Tage später halfen die älteren Sternsinger noch dabei, die Mahlzeit für ein „Fest für die Armen“ zuzubereiten. Es gab Reis, Bohnen, Kohl, Bratkartoffeln, Fleisch und Brot. Die Erwachsenen tranken dazu traditionelles selbstgebrautes Bier; für die Kinder gab es Zitronentee. Bei Liedern, Tänzen und Gesprächen ließen wir die Sternsingeraktion ausklingen. Am Ende bekamen die Gäste Pakete mit Lebensmitteln, um in ihren Familien weiter feiern zu können.“

 

Sternsinger in Tansania, Bild: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, In: Pfarrbriefservice.de


Die Sternsingeraktion 2022 steht unter dem Motto: Gesund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit

 

Mit ihrem aktuellen Motto machen die Sternsinger auf die Gesundheitsversorgung von Kindern in Afrika aufmerksam. In vielen Ländern des Globalen Südens ist die Kindergesundheit aufgrund schwacher Gesundheitssysteme und fehlender sozialer Sicherung stark gefährdet. In Afrika sterben täglich Babys und Kleinkinder an Mangelernährung, Lungenentzündung, Malaria und anderen Krankheiten, die man vermeiden oder behandeln könnte. Die Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie stellen zusätzlich eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen dar.

 

Text: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, In: Pfarrbriefservice.de


Ein Kind in Windeln gewickelt …

 

Gespannt blicken die drei Sternsinger nach vorn in die Kamera. Vielleicht haben die drei Sterndeuter damals ähnlich erwartungsfroh und neugierig geschaut, als sie sich Betlehem näherten. Was hatten sie wohl erwartet zu sehen?

 

„Ein Kind in Windeln gewickelt in einer Krippe liegend“, heißt es in der Bibel. War es das? War es das wert, die ganze Suche, das wochenlange Durchwandern des Ostens bis hierher?, könnte man die drei Magier fast fragen hören. Ist das das Ziel, wohin sie der Stern führte?

 

Vielleicht durchfuhr sie ein wahres Sehen beim Anblick des Kindes, dass es sich hier um einen ganz anderen Herrscher handelt. Denn sie fielen auf die Knie und huldigten ihm, berichtet uns der Evangelist Matthäus. Offensichtlich hatte sich die Verheißung, die der Stern zuvor gehabt hatte, um eine Nuance verschoben. Deuteten sie ihn vorher noch als die Geburt des neuen Königs der Juden, so ist er jetzt zum Zeichen von etwas Neuem geworden: Einem Herrscher, der sich charakterisieren lässt als König des Friedens, des Trostes, des Heilens, des Glaubens, Liebens und Hoffens.

 

Was das Kind in Windeln in einem armseligen Stall bewirken mochte? – Wir können es bei ihnen nur erahnen.

 

Uwe Schindera; Bild: Klaus Venus, Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, In: Pfarrbriefservice.de


Der Stern

 

Hätt einer auch fast mehr Verstand, als wie die drei Weisen aus Morgenland, und ließe sich dünken, er wär wohl nie dem Sternlein nachgereist wie sie; dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest seine Lichtlein wonniglich scheinen lässt,

 

fällt auch auf sein verständig Gesicht, er mag es merken oder nicht, ein freundlicher Strahl des Wundersternes von dazumal.

 

Wilhelm Busch (1832-1908) in Pfarrbriefservice.de

 

Mit auf den Weg gegeben

 

Das Lied vom Stern singen, der immer neu aufgeht, um dir deinen Weg zu zeigen, den du gehen sollst durch manche Wüste oder dunkle Schlucht.

 

Dem Glanz des Sternes trauen, der dich hinführt zum Kind in der Krippe, dem wahren Glück, das nicht trügt, sondern alle deine Lasten mit dir trägt.

 

Den Segen des Sternes bringen, um in den Bruchstücken und durchkreuzten Plänen des Lebens ein Zeichen der Hoffnung zu erbitten und zu erwarten.

 

Die Hoffnung des Sternes feiern und sie mit anderen teilen, damit sie im Herzen davon berührt und bewegt ausstrahlen, was sie selbst empfangen haben.

 

Paul Weismantel, in Pfarrbriefservice.de


OSTERN

 

Wir gehen auf die Heilige Woche, wir gehen auf Ostern zu. Gerade wir Christ*innen bemerken die großen Brüche, die diese Zeit des Kirchenjahres für uns bereithält: Das Eintauchen ins Christseinlernen die ganze Fastenzeit hindurch; das Mit- erleben des großen Gottesdienstes beginnend mit der Eucharistie an Grün- donnerstag, über die Leidensgeschichte Jesu, seinen Tod, die Grabesruhe am Karsamstag bis hin zum lauten Hallejuah: Ja! Christus ist auferstanden! Doch durch die Ausbreitung des Coranavirus ist dieses Jahr alles anders. Es sieht nur noch nach „Karfreitag“ aus. Kommt noch „Ostern“? An Ostern soll eigentlich alles anders sein. Nun ist es anders. Anders als erwartet und geplant.

Vielleicht ist das Andere das, was das Gedicht ausdrückt.

anoroC*

Politlyrik zum Coronavirus

Halten wir zusammen, ohne uns an der Hand zu halten.

Gehen wir aufeinander zu, ohne uns
zu nahe

zu kommen.

Verhindern wir eine Angst
in der Angst, eine Krise

in der Krise.

Pochen wir darauf, dass unsere Herzen pochen – für das Leben.

Peter Schott, In: Pfarrbriefservice.de *umgedreht: Corona

„Für das Leben“, endet dieses Gedicht. Es klingt nun ganz anders. Wer hätte das gedacht. Alles anders – so schreibt auch Pfarrer Stefan Möhler in seinem Brief an uns. Alles andes – auch diese Ausgabe der „Einblicke“ ist mal wieder „anders“. Sie ist im Umfang kleiner. Dies ist vor allem den vielen abgesagten und gestrichenen Gottesdiensten und Veranstaltungshinweisen geschuldet. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Alles ist anders. Ich bin überzeugt, diese Krise wird für uns alle ein Wende- punkt sein: Hin zum Anderswerden, zu mehr Gemeinschaft, mehr Achtsamkeit, mehr Gottvertrauen.
Uwe Schindera, Seelsorger vor Ort


Geistlicher Impuls


Eine Wohnung zu haben, ist ein Grundbedürfnis. Hier isst, trinkt, lebt der Mensch. In den eigenen Räumen kommen wir zur Ruhe, erholen uns. Auch der Glaube braucht Räume. Manche Räume sind weit und hoch, andere um- geben einen, rücken nahe, vermitteln Geborgenheit. Die Krypta in St. Albertus ist ein solcher Raum, der Geborgenheit ausstrahlt. Hier kann ich geistlich zur Ruhe kommen. Ich kann bei mir sein, bei meinem Glauben, bei Gott, ganz geschützt, behütet. Doch dieser Raum ist nicht geschlossen, er ist durch die Fenster verbunden mit dem Raum „dort draußen“. Es strahlt Licht herein. Räume können auch ganz offen sein, ohne Decke, ohne Wände. Besonders Glaubensräume – dort, wo ich Gott suchen, ihm nahe sein will. Auf der Straße, im Wald, auf Wiesen, an Stränden, mitten unter Menschen. Gott lässt sich finden. In Räumen – drinnen und draußen. Überall.

Raphael Maier Pastoralreferent
Foto: Norbert Latocha, Krypta in St. Albertus Magnus in Oberesslingen



Thema: Wo bist du, Jesuskind?

 

Mit Gott auf Du und Du

 

Darf ich mich zunächst vorstellen: Mein Name ist Juan de la Cruz. Im Deutschen sagt man Johannes vom Kreuz. Ich bin 1542 geboren und wurde nicht einmal 50 Jahre alt. Am 14. Dezember jährt sich mein Todestag. Ich war ein Mönch im Karmel und gelte heute als bekannter Mystiker.

 

Die Welt, in der Sie heute leben, und meine Welt sind denkbar unterschiedlich. Dennoch meine ich, Ihnen etwas Hilfreiches für Ihr Leben sagen zu können. Zu meiner Zeit glaubte man selbstverständlich an Gott. Wer nicht an ihn geglaubt hätte, galt sogar als vom Teufel besessen. Viele Männer und Frauen gingen in Klöster, denn Familien hatten viele Kinder, die hier gut versorgt waren. Man glaubte allgemein an die Kraft des Gebetes. Klosterleben galt als nützlich. Aber es wurde leider auch immer oberflächlicher.

 

Weil ich in frühen Jahren eine hoch qualifizierte Ordensfrau, Theresa von Avila, kennen gelernt hatte, wollte ich ernsthafter sein als die anderen Karmeliten. Das brachte mich in Konflikt mit meinem Kloster. Man sperrte mich für sehr lange Zeit in ein stockdunkles Verlies, gab mir fast nichts zu essen, ließ mich die Kleider nie wechseln. Nach neun Monaten gelang mir abenteuerlich die Flucht. Bei all dem erlebte ich die „finstre Nacht der Seele“. Ich hatte den le- bendigen Glauben an Gott verloren, es war nur noch finster in mir. Gott schiennicht mehr zu existieren. Doch der Herr schenkte mir nach langem Leiden ge- rade dadurch ein helles Licht, einen tieferen Glauben.

 

Und nun mache ich einen Sprung zu Euch. In Eurer Welt haben scheinbar nur noch wenige Menschen Tag für Tag etwas mit Gott zu tun. Für die meisten

spielt er offenbar kaum eine Rolle. Eure Welt ist auch oft sehr laut. Einerseits voll von Musik, aber auch voll von Erlebnissen.

 

Es ist eine Welt, in der es schwer fällt, Gott zu hören. Ihr mögt fragen: Ist das schlimm? Es geht uns nicht schlecht. Wer Gott braucht, kann ja in eine Kirche gehe. Aber – ich erlaube mir die kritische Rückfrage: Lebt Ihr in Eurer Welt wirklich glücklich?

 

Ich will Euch nicht Traurigkeit einreden. Aber vielleicht suchen viele Menschen in Eurer Welt ständig neue Informationen und Kontakte, hören viel Musik, weil sie innerlich leer und nicht zufrieden sind. Es kommt dazu, dass Ihr ja genauso gut wie ich wisst: Eines Tages müsst ihr durch das dunkle Tor des Todes. Und vorher durch das dunkle Tor von Schmerzen, von Einsamkeit, von Angst. Ich will Euch keine Angst einreden. Aber ich wünsche Euch, dass es Euch so gut geht, wie es mir schließlich ging. Ich war mit dem „unendlichen Geheimnis, das wir Gott nennen“, auf Du und Du. Lasst Euch durch meine Überlegungen nicht traurig machen, aber ich wünsche mir, dass Ihr nachdenkt und glücklich seid. Manche Menschen in Eurer Zeit ertragen es schwer, wenn es längere Zeit ganz still ist, wenn sie keine Mail bekommen, wenn sie alleine sind. Ich finde es sehr positiv, dass immer mehr Menschen alleine und zu Fuß nach Santiago de Compostela pilgern. Das ist ein wunderbares Zeichen, dass sie einerseits Stille suchen, andererseits Kontakt zu Gleichgesinnten.

 

Aus meiner jetzigen Perspektive wünsche ich Euch: Damit Ihr in Eurem tiefen Inneren froh und zufrieden seid, bleibt doch einfach mal im tiefen Keller Eures Inneren – so wie ich im Klosterkerker eingesperrt war. Geht freiwillig dorthin. Dort ist mir der erschienen, der mein Herz zutiefst glücklich gemacht hat. Dieses tiefe innere Glück aus der Stille und Dunkelheit wünsche ich Euch. Es ist der Grund, der Sinn, das Ziel Eures Lebens. Wir nennen es Gott. Schließlich könnt Ihr dann vielleicht mit Paulus sagen: „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“. Pater Eberhard von Gemmingen SJ

Quelle: Katholische Hörfunkarbeit für Deutschlandradio und Deutsche Welle, Bonn, www.katholische-hörfunkarbeit.de, In: Pfarrbriefservice.de

 


Wo bist du, Jesuskind?

Wo bist du, Jesuskind –
du holder Knabe im lockigen Haar? Bist du der Idylle des Stalls entwichen, der mit Ochs und Esel so idyllisch nicht war,
bist der Welt entflohen,
die ohne Herberge für dich war? Oder bist du nur eine Fata Morgana, ein Ausdruck der Sehnsucht der Menschen nach einem fleischge- wordenen Gott?
Dieser unbekannte Gott,
der sich nicht beschreiben und begreifen lässt, der nur Metapher ist für das absolut Größte?

Nichts wie weg – Gott kommt zu uns!

Hast du dich versteckt unter den Hirten, bist ausgerissen in das Dasein der Armen, bist verborgen in allen Menschenkindern?
Wir müssen uns wohl auf den Weg machen, dich zu finden, dich auf- zuspüren, gerade dort, wo wir dich nicht vermuten!

Irmela Mies-Suermann, In: Pfarrbrief- service.de

in dem es auch oft dreckig und unaufgeräumt ist – und in dem auch manches zum Himmel stinken mag. Gott kommt zur Welt. Er wartet nicht darauf, dass die Welt, dass wir zu ihm kommen. Er kommt zu uns.“

Nichts wie weg – er kommt zu uns!

Geht das zusammen und falls ja, wie?

Aus meiner Sicht ist der Ort, an dem ich Weihnachten feiere, nicht entscheidend – Zuhause oder aber weit weg im Urlaub. Denn entscheidend ist nicht der Ort, sondern bin ich. Bin ich bereit, Gott bei mir Herberge zu geben? Darauf kommt es an. An Weihnachten geht es nicht um Äußerliches, auch nicht darum, ob ich hier oder da bin, sondern darum, dass ich Ihn in mir leben lasse. Es geht also um Mensch - Werdung. Wo diese Menschwerdung geschieht, da strahlt seine Liebe zu uns auch heute auf und zwar durch dich und mich.

Text: Pastor Christoph Winkeler, www.st-reinhildis.de, In: Pfarrbriefservice.de. Christuskind Bild: Friedbert Simon, In: Pfarrbriefservice.de

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Wer in diesen Tagen vor Weihnachten bei Google das Stichwort „Weihnachten“ und die Jahreszahl 2016 eingibt – ich habe es getan –, der bekommt folgende Seitenhinweise:

- Weihnachtsferien

- Weihnachtsurlaub in den Bergen

- Weihnachtsreisen

- Kurzurlaub

- Hotelangebote

- Weihnachten an der Ostsee

Dass im Zusammenhang mit Weihnachten nicht sofort von der Geburt Jesu die Rede ist, damit habe ich gerechnet, aber damit nicht. Schon erstaunlich oder?

Weihnachten bedeutet also: Nichts wie weg!

Im Kontrast dazu steht ein Gedanke von Andrea Schwarz zu Weihnachten, der da lautet „Ein Gott, der uns entgegenkommt!“ Sie schreibt: „Da ist ein Gott so groß und stark, dass er sich klein und schwach machen kann. Da ist ein Gott so voll Liebe, dass er sich ganz den Menschen gibt. Da ist sich ein Gott nicht zu fein dafür, in einem Stall zur Welt zu kommen – in dem Stall meines Lebens,


 

 

Gebetsimpuls zum Motto der Erstkommunion: „Wer teilt, gewinnt!“

 

Jesus,

da waren die vielen Menschen. Sie sind dir nachgegangen. Sie sind um den ganzen See gelaufen. Sie wollten nicht ohne dich sein. Du hast ihre Sorgen gesehen. Du hast ihnen von Gott erzählt.

 

Dann wurde es Abend. Sie hatten Hunger. Schick sie weg! Sagen deine Freunde. Du sagst: Nein! Habt 

ihr etwas zu essen? Dann gebt ihnen davon. Teilt miteinander. Alles, was ihr habt.

Das Brot, den Fisch, das Wasser, den Wein, die Zeit, die Freundschaft, die Liebe. Dann wird es so sein, wie Gott es will.

Jesus, hilf uns zu teilen, was wir haben.      

Amen.

                                   

Elsbeth Bihler

 

 

Allerheiligen und Allerseelen

 

 

Wer in den Abendstunden des 01. und 02. November die letzten Ruhestätten seiner Angehörigen besucht, dem bietet sich mitunter ein beeindruckendes Bild. Denn an Allerseelen, als auch schon an Allerheiligen, werden die Friedhöfe von Hunderten von sogenannten "Seelenlichtern" beleuchtet.

Theologisch gesehen ist Allerheiligen das Fest "aller der in Christus vollendeten" und wurde ursprünglich am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Erst im 8. Jahrhundert verlegte Papst Gregor IV. Allerheiligen auf den 1. November. Allerseelen ist dagegen der Gedenktag für die Verstorbenen. Er wird am 2. November gefeiert, seitdem Abt Odilo von Cluny 998 dieses Datum zum Gedenktag ausgerufen hat, zunächst nur für die Verstorbenen der ihm unterstellten Klöster. Die Nähe zum Winter und die damit verbundene Symbolik haben dazu geführt, dass Allerheiligen und Allerseelen quasi zu einem Doppelfest verschmolzen sind. Dass Allerheiligen in den Augen vieler immer mehr zum Toten-Gedenktag wird liegt daran, dass er ein gesetzlicher Feiertag in fünf Bundesländern ist, Allerseelen hingegen nicht. An Allerheiligen gilt das Gedenken aller Heiligen und Seligen, aller „besonderen Menschen“. Sie sollen den Gläubigen Vorbild sein und ihr Leben, Richtschnur. An diesem Tag ehrt die Kirche alle die, die auch über das reguläre Heiligsprechungsverfahren heiliggesprochen wurden. 

Der Allerseelentag ist den Gebet und stillen Gedenken der Heimgegangenen gewidmet. Bei uns ist das zumeist schon am Nachmittag des Allerheiligentages. Gebete und Erinnerung lassen uns den Menschen, die uns vorangegangen sind, nahe sein. Dieser Tag zeigt auch sehr deutlich die Verbundenheit zwischen Himmel und Erde auf. Es schafft Verbindung und hält Bindungen aufrecht. Am Allerseelen können auch Armenspeisungen, Spenden, Lichterbräuche und Andachten dazu gehören. Der gemeinsame Nenner ist: Menschen beten für die Seelen der Verstorbenen und vollbringen für sie gute Taten. Ab Mittag an Allerheiligen bis zum 08. November können Gläubige täglich einen vollkommenen Ablass für die Verstorbenen gewinnen.                                                                              Pfarrer Peter Marx


Pfingsten

 

Liebe Mitchristen, was ist Pfingsten? Was ist Heiliger Geist?

 

Heiliger Geist?

 

Kein römischer Brunnen, 
wo Wasser sich
über Stufen und Schalen 
hierarchisch 
von oben nach unten 
ergießen.

 

Heiliger Geist: 
Quellen,
aufstoßend, aufbrechend 
von unten 
- an der Basis, ja! - 
unauffällig, heimlich zunächst, 
erzwingbar nie.

 

Und jener weise Pfarrer, 
der sagte: Meine Arbeit?

 

Die eines Rutengängers, 
der die Gemeinde durchstreift, 
nach Quellensuchend, 
die ohne mein Zutun sprudeln.

 

(Kurt Marti, „Der gesellige Gott“)

 

Auch wir suchen nach Quellen in uns und bei anderen, die uns der Heilige Geist aufstößt, aufbricht. Quellen, die sprudeln für ein liebevolles Miteinander, ein lebendiges Füreinander, ein aufmerksames Nebeneinander, ein produktives Durcheinander, ein inniges Beieinander.

Wünsche uns viel Erfolg bei der Suche!

                                                                       Diakon Thomas Kubetschek


Niemand weiß, wie lange werden wir noch sein, 
morgen oder heute holt der Tod uns ein.

 

Keiner kann uns helfen, jeder stirbt allein
und es bleibt am Ende nur ein Grab, ein Stein.

 

Alle unsre Namen wird der Wind verweh’n 
oder ruft uns einer, dass wir fortbesteh’n?

 

Kann es sein, dass Gott uns einst vom Tod befreit 
und in Freude wandelt alles Menschenleid?

 

Ob wir dann wie Kinder vor dem Vater stehn 
und mit neuen Augen seine Wunder sehn?

 

Werden wir dann hören, wie die Schöpfung singt, 
wie das Lied der Sterne und der Blumen klingt?

 

Eine neue Erde, wie soll das gescheh’n, 
dass wir unsre Lieben einmal wiedersehn?

 

Oder sind das Träume, die wir uns erdacht? 
Wer von uns ist jemals aus dem Tod erwacht?

 

Wer wälzt von dem Grabe uns den schweren Stein? 
Wer kann, wenn wir tot sind, uns vom Tod befrein?

 

Einen sah ich sterbend in das Leben gehen, 
und ihm will ich glauben, dass wir auferstehen.

 

 

Lothar Zenetti zu Johannes 20,1-10


Was mich leben lässt und was mich wieder aufstehen lässt

 

Dieses Jahr ist alles sehr früh. Es ist März, und wir sind schon mitten in der Fastenzeit, und bereits am 1. April werden wir Ostern feiern.

Ich empfinde die Zeit vor Ostern immer sehr zwiespältig. Einerseits locken die länger werdenden Tage, das fröhliche Gezwitscher der Vögel und die aufbrechende Natur uns hinaus und verheißen, dass das Leben außer Haus wieder beginnen kann. Andererseits sind wir eingeladen, nach innen zu schauen und uns zu fragen: Lebe ich so, wie ich leben möchte?

Gibt es Gewohnheiten, die ich mir besser wieder abgewöhne? Wie sieht es mit meinen Beziehungen aus? Pflege ich sie? Erfüllen sie mich? Und als Christin und Christ lautet die entscheidende Frage: Wie ist meine Beziehung zu Gott? Ist sie lebendig? Trägt sie mich? Hadere ich oder zweifle gar?

Niemand von uns kann sich lange um die Frage herumdrücken. Sie braucht eine Antwort. Sie braucht eine Entscheidung. Gehe ich mit Jesus bis unters Kreuz („Mein Gott, warum…?“) und lege ihm mit ins Grab, was sich überlebt hat, was tot ist und mich nicht mehr leben lässt? Ja gerade die Zweifel, das Laue…

Und in der Folge kann sich ereignen, dass ich aus meiner Glaubensnacht langsam durch das Morgengrauen in das österliche Licht gehe, so wie Rita Schäfer es in ihren Gedanken beschreibt:

 

„Irgendwann lasse ich das Grab hinter mir, suche die Toten nicht unter blühenden Blumen.

Irgendwann breche ich auf, eile dem Ostermorgen entgegen, eine Blume in der Hand.“

 

Und dies wird meine Hoffnung sein, wenn mein Lebensgefühl und mein Glaube aufbrechen und zur Osterfreude werden.

Gabriele Fischer, Gemeindereferentin


Der Auferstandene hält meinen Zweifeln stand

 

Wir kennen die Szene aus dem Johannesevangelium. Der ungläubige Thomas wird zum Bekennenden: „Mein Herr und mein Gott!“, ruft er aus, nachdem er seine Finger in die Wunde Jesu gelegt hatte. Ganz realistisch stellt dies der Maler Michelangelo Merisi da Caravaggio auf unserem Titelbild dar. Zu sehen sind da aber noch zwei weitere Jünger, die, wie Thomas, nach dem „Beweis“ zu suchen scheinen. Thomas ist also nicht allein mit seinen Fragen und Zweifeln an der Auferstehung. Für Navid Kermani, deutscher Schriftsteller mit iranischen Wurzeln, ist diese Szene im wahrsten Sinn des Wortes ein Fingerzeig dafür, wie der Auferstandene auch zu erfahren ist: Er nimmt an unseren Fragen und Zweifeln teil und hält ihnen stand. Für Kermani geht es nicht um den Beweis und die Wahrheit der Auferstehung, sondern darum Gott zu erfahren, zu schauen und zu erleben (vgl. N Kermani: Ungläubiges Staunen, München 20156, S. 216-224). In dem Bild von Caravaggio wird mir das deutlich: Der Auferstandene lebt mit uns! Das gibt Hoffnung und Gewissheit. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen Frohe Ostern!                                                        Uwe Schindera    


Mein Zweifel hält meinen Glauben groß

 

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Ein widersprüchlicher Satz. Er steht in der Bibel, und ich kann ihn gut unterschreiben. Genau diese Erfahrung mache ich auch. Ich glaube, habe aber auch meine Zweifel.

Ich kann glauben, und dafür bin ich dankbar. Ich glaube vor allem, dass Gott hinter jedem Menschen steht. Immer wieder in meiner Arbeit als Theologe treffe ich auf Menschen, die für sich selbst bedauern, nicht glauben zu können.

Ich habe auch meine Zweifel, auch wenn der Zweifel keinen guten Ruf in der Kirche genießt. Da wird Unglaube vermutet, zumindest keine Treue zur jeweils eigenen Kirche. Doch der Zweifel und der Unglaube genießen diesen schlechten Ruf zu Unrecht. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24), stammelt im Markus-Evangelium der Vater eines besessenen Jungen. Er fleht Jesus an und fordert ihn vehement auf, seinen kranken Sohn gefälligst zu heilen. Glaube und Unglaube gehören so zusammen. Sie bedingen sich gegenseitig. Glaube ohne Zweifel wird zur Gewissheit, und Zweifel ohne Glauben tatsächlich zum Unglauben.

 

Der Apostel Thomas will Beweise

Für den Zweifel gibt es in der Bibel einen Zeugen: den Apostel Thomas. Er genießt keinen guten Ruf, eben weil er Zweifel an der Auferstehung hegt. Und diesen Zweifel auch äußert. Er kann nicht einfach nur glauben. Er will Beweise, will seine Hand in die Wunde des Auferstandenen legen. Weil er zweifelt, sucht er den Auferstandenen, und deshalb ist sein Zweifel legitim.

Im Freiburger Münster findet sich dazu ein anschaulicher Beweis. Vorne in der Kirche gibt es Statuen an den Säulen. Sie stellen die Apostel dar. Der Jesusfigur am Nächsten stehen nicht die Stars, nicht die großen Apostel, nicht Petrus und Johannes oder Jakobus und wie sie alle heißen mögen. Jesus am Nächsten steht eben dieser Thomas, der Zweifler, der sogenannte Ungläubige, wie er von den Frommen so oft geschmäht wurde. Thomas gehört dazu – der Künstler und sein Auftraggeber am Freiburger Münster wussten wohl, warum.

 

 

Ein Loblied auf den Zweifel

Es ist Zeit für ein Loblied auf den Zweifel. Jeder Mensch darf zu diesem Lied eigene Strophen texten. So auch ich. Ich glaube nicht, dass Gott es will, dass Unschuldige ermordet werden. Ich erkenne keinen Sinn im frühen Tod eines jungen Menschen. Ich habe meine Zweifel, wenn Menschen heute hungern müssen. Mein so sicher geglaubter Glaube wird immer wieder angezweifelt. Warum das alles? Musste diese oder jene Katastrophe nicht von Gott verhindert werden? Warum greift er nicht beherzt ein, wenn Menschen morden? Muss das so sein? Weil ich keine Antwort habe, trage ich das Leid und den Zweifel anderer Menschen mit, trage das alles vor Gott. Halte so den Zweifel, den Unglauben mit aus. „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ – das gilt auch für mich.

Glaube und Zweifel gehören zusammen. Mein Glaube ist groß. Und mein Zweifel? Der hält meinen Glauben groß.    Uwe Beck

 

Quelle (leicht gekürzt): Katholische Hörfunkarbeit für Deutschlandradio und Deutsche Welle, Bonn, www.katholische-hörfunkarbeit.de (link is external), In: Pfarrbriefservice.de

 

 

Bild: „Veränderung“ Thomas Kupczik, In: Pfarrbriefservice.de


Die Liebes-Erklärung

 

Neulich am Küchentisch. Ein freier Samstagmorgen. Wir saßen mit Freunden zusammen beim Frühstück: der kleine Paulo, ganz schön stolz, schon 6 Jahre alt zu sein, seine große Schwester, seine Eltern, auch Oma und Opa und wir. Fragte er seinen Papa: „Du, Papa, liebst Du auch Johannisbeermarmelade?“ Meinte sein Papa: „Paulo: Ich mag die Johannisbeermarmelade, aber LIEBEN tu´ ich EUCH!“ Stille am Tisch. Oder irgendwie berührtes Staunen. Wie auch immer: Es hat gefühlt minutenlang keiner mehr etwas gesagt. Oder nach der Butter gefragt. Als wollte keiner von uns diesen schönen Moment mit belanglosen Worten zerplatzen lassen. Wir durften auf noch recht nüchternen Magen eine berauschende, bezaubernde kleine Liebeserklärung hören. Vielleicht war sie deshalb so besonders, weil man sie nicht erwartet hat. Nicht einfach so, so öffentlich. Und nicht von ihm. Er ist nicht so der große Redner. Und über Gefühle spricht er in der Regel erst recht nicht unbedingt. Aber an jenem Samstagmorgen.

Liebe berührt uns. Im wahrsten Sinn des Wortes. Die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn. Die Liebe der Paare, die ich jedes Jahr beim Brautleutetag erleben darf. Die Liebe der Alten, wenn Fotos an ihren Wänden von ihrem gemeinsam gelebten Leben erzählen. Liebe berührt.

 

Gottes Liebe – und die Schwierigkeit, damit umzugehen

Berührt uns auch Gottes Liebe zu uns Menschen? Diese Liebe können wir nicht mit unseren Sinnen wahrnehmen. So wie die Liebe, die wir unter Menschen beobachten können. Oder sogar selbst erfahren dürfen. Deshalb ist es vielleicht so schwer: zu glauben, dass Gott uns unendlich und bedingungslos liebt.

„Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker. (…) Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist, habe ich zu meiner Ehre erschaffen, geformt und gemacht.“ (Jesaja 43, 4.7). Mehr Liebes-Erklärung geht nicht! Für mich heißen diese biblischen Verse: So wie ich bin, bin ich von Gott gewollt. So wie ich bin, bin ich für ihn wertvoll. Ohne Wenn und Aber. Mein menschlicher Blick auf mich selbst sieht jedoch oft anders aus: Anstatt das Vollkommene zu sehen, sehe ich das Unvollkommene. Anstatt das Wertvolle zu sehen, sehe ich Fehler und Macken. Darin sind wir Menschen eben Profis. Einen liebenden Blick auf mich selbst kann mein tiefstes Inneres oft nicht zulassen. Oder nicht spüren. Vielleicht haben wir zu viel Nicht-Annahme erlebt? Vielleicht haben wir zu oft erlebt, dass Liebe zu uns verbunden war mit einer Bring-Schuld? Zum Beispiel nur, wenn ich etwas besonders gut gemacht habe, wurde mir positive Aufmerksamkeit geschenkt? Vielleicht konnte jemand mich nicht ganz lieben, sondern nur einen Teil von mir? Alles schmerzhafte Erfahrungen. Alles allzu menschlich.

 


1268 – 2018: 750 Jahre Münster St. Paul

 

 

Das Münster St. Paul ist für uns Esslinger Katholiken unsere zentrale Stadtkirche und die Mutterkirche aller Esslinger Gemeinden. Vielen Esslingern ist St. Paul ein wichtiger Ort in ihrem Leben und Glauben. In diesem Jahr feiern wir mit unserem Münster ein besonderes Jubiläum: Am 29. April 1268, also vor genau 750 Jahren, wurde St. Paul durch den Heiligen Albertus Magnus geweiht. Seither ist dieses Gebäude ein Ort des Gebetes, zunächst als Klosterkirche der Dominikaner, später als „Neue Kirche“ der evangelischen Christen und seit 1864 als Stadtkirche der Esslinger Katholiken. Viele Generationen haben hier ihren Glauben gelebt, und das hat unser Münster geprägt: Nicht umsonst ist es ein Ort, den nicht nur katholische Christen gerne aufsuchen, um zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen. Über 30.000 Kerzen, die jedes Jahr angezündet werden, geben davon Zeugnis. Jede steht für ein Anliegen, ein Gebet, eine Hoffnung, die ins Münster getragen wurde. 750 Jahre St. Paul – das ist Grund zum Staunen und zur Dankbarkeit, aber auch Ansporn für uns Esslinger Katholiken, heute und morgen unseren Glauben darin zu leben – bei allen Herausforderungen einer sich schnell verändernden Gesellschaft. Aber vor allem wollen wir in diesem Jahr feiern, und dazu lade ich Sie herzlich ein! Es erwartet uns ein buntes Jubiläumsprogramm mit Gottesdiensten und Festen, einer Ausstellung und Vorträgen, Konzerten und spirituellen Angeboten. Auch Angebote für Kinder und Familien gehören dazu, ebenso eine Jubiläumswallfahrt zum Grab des Heiligen Albertus Magnus im Herbst. Alle Angebote finden Sie im Jubiläumsflyer, der in allen Kirchen und Pfarrämtern in Esslingen erhältlich ist. Auch im Internet, auf Plakaten und in den Kirchlichen Mitteilungen werden wir immer wieder zu Veranstaltungen einladen – das Jubiläumslogo, das sie auch auf dieser Seite finden, wird jeweils darauf hinweisen.

Besonders einladen möchte ich Sie alle zu den beiden Höhepunkten unseres Jubiläumsjahres: Am Sonntag, 29.04 feiern wir um 10.30 Uhr den Festgottesdienst zum Jahrestag der Kirchweihe mit Bischof Dr. Gebhard Fürst. Anschließend besteht Gelegenheit zur Begegnung. Am Samstag, 30.06./ Sonntag, 01.07. feiern wir ein fröhliches Jubiläums-Gemeindefest rund ums Münster St. Paul mit buntem Programm und einem familiengerechten Gottesdienst. Ich freue mich sehr, dass Mitglieder aller Esslinger Kirchengemeinden dieses Fest mitgestalten und fleißig mithelfen. Ihnen und allen, die das Festprogramm vorbereitet haben und durchführen werden, schon jetzt ein herzliches „Danke“! Feiern Sie mit – ich freue mich auf alle Begegnungen!                                                                Ihr Pfarrer Stefan Möhler


Weihnachtsgedanke

 


Glanz strahlt von der Krippe auf

neues Licht entströmt der Nacht

Nun obsiegt kein Dunkel mehr,

und der Glaube trägt das Licht.

 

 

Gott dem Vater Ehr und Preis

und dem Sohne Jesus Christ;

Lob sei Gott dem Heilgen Geist

Jetzt und ewig. Amen

 


In diesem Text, der Ambrosius von Mailand zugeschrieben wird, wird ein wichtiger Aspekt des Glaubens angesprochen. Der Glanz steigt von dem, der in der Krippe liegt, von dem, der als Kind, als hilfloses und kleines Kind in unsere Welt gekommen ist, auf. Jenem, der hineingeboren wurde, nicht in die damalige soziale Oberschicht der Paläste und Herrscherhäuser, der Reichen und Angesehen, sondern hinein in die Situation der Heimatlosen, der Vertriebenen, der Geflüchteten, der Armen und der Benachteiligten. Das Licht, der Glanz, die von diesem Kind ausgehen, leuchten hinein in die Gesichter und Herzen. Keiner kann sich dieser Leuchtkraft Christi entziehen, nicht Maria und Josef, die Hirten nicht, selbst einfache Kreatur nicht, vertreten in Ochs und Esel. Die ganze Schöpfung wird durchstrahlt vom Licht der Liebe Gottes.

Im Licht des Kindes, das von der armseligen Krippe her aufstrahlt, wird bereits schon der Morgen der Auferstehung erleuchtet, dort also, wo Gottes Reich in seiner ganzen Fülle sichtbar wird. Der Weg zum Morgen der Barmherzigkeit führt uns von der Heiligen Nacht über Jesu Leben und Wirken, über seine Botschaft der Liebe zum Morgen der Auferstehung.

Darum ist Weihnachten für uns das Fest der Freude. Darum ist Weihnachten mehr als nur die Geburtstagsfeier und der Austausch von Geschenken. Mehr als bloß ein freier Tag. In diesem Fest liegt gleichsam die Fülle des Glaubens.

Darum steigt der Glanz von der Krippe auf und neues Licht durchströmt die Nacht. Nun obsiegt das Dunkel nicht und der Glaube trägt das Licht.

 

Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass auch Sie sich im Licht der Liebe Gottes finden und damit den Auftrag, Licht in die Welt zu bringen, erfüllen können. Denn was wir empfangen haben, dürfen wir getrost weitergeben. Gottes Fülle ist grenzenlos.

Für das Stadtpastoralteam Pfarrer Peter G. Marx


In den Liedern des Advents hören wir die bangen Fragen

und der Menschen lautes Klagen.

In den Liedern des Advents öffnet sich der Raum der Stille

spiegelt sich der Gnaden Fülle.

In den Liedern des Advents drückt sich aus der Sehnsucht Schmerz,

lenkt den Blick uns himmelwärts.

In den Liedern des Advents treffen wir in Raum und Zeit

Boten aus der Ewigkeit.

In den Liedern des Advents steht der Himmel allen offen,

die von Herzen es erhoffen.

In den Liedern des Advents werden Wege uns gezeigt

wie sich Gott zum Menschen neigt.

 

Paul Weismantel


Geistliches Wort zum Reformationsjubiläum

Ein jeder handle so, als wollte Gott eine große Tat durch ihn vollbringen.                                                            Martin Luther


Sommerfeste & Co – Um Gottes Willen feiern

 

Sommerfeste, Abschlussfeste, Straßenfeste… Laut Wikipedia ist ein Fest „ein besonderer Tag, ein gesellschaftliches oder religiöses Ritual oder ein Ereignis, zu dem sich Menschen an einem Ort zu einem besonderen Zeitpunkt treffen und gesellig sind.“ Ein solches Fest muss auch vorbereitet werden. Das kann sehr arbeitsintensiv und anstrengend sein, aber wir erleben, dass diese Vorbereitung von Festen uns verbindet. Feste wirken, soziologisch gesehen, gemeinschaftsstiftend und gemeinschaftserhaltend, sie festigen den Zusammenhalt. Feste und Feiern vermitteln Lebensfreude. Sie geben uns die Möglichkeit, uns im Rahmen unserer Möglichkeiten in die Gemeinschaft einzubringen.

 

Das Feiern spielt in der Bibel eine große Rolle. Schon im Alten Testament hat Gott angeordnet, dass sein Volk mehrere große Feste im Jahr feiern soll - ausgelassen und fröhlich. Im Neuen Testament setzt Jesus das fort: Für eine große Hochzeitsgesellschaft, an der er mit seinen Jüngern teilnahm, machte er aus Wasser ein paar hundert Liter besten Wein (Jh 2, 1-12). Jesus war auf Mission, die Welt zu retten – offenbar hatte er aber für das Hochzeitsfest Zeit, und es war ihm wichtig, dass die Leute zu trinken hatten. Später machte sein Jünger Matthäus eine große Party für seine Freunde, um ihnen Jesus vorzustellen. Jesus ist mittendrin zu finden - ein lebensfroher Mann, der offenbar gern feierte und mit Menschen zusammensaß (Lk 5, 27ff).

 

Eigentlich sollten Christen die besten Partys machen und Feste feiern.

Gott lädt uns zum Feiern ein, weil seine neue Welt schon angefangen hat. Freude ist die Mitte der Guten Botschaft Gottes. Darum muss Feiern einen bewussten Platz unter Christen haben. Hier sind wir im Zentrum des Evangeliums. Wir drücken damit auch aus: Entscheidend ist nicht unser Tun, sondern das, was Gott bereits getan hat. Wir feiern, weil Gott die Welt erlöst hat. Lasset uns fröhlich feiern!

 

Serafina Kuhn, Gemeindereferentin


Vom Genießen

 

„Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar.“ Dieses Sprichwort ist bestimmt nicht nur der Redensart nach bekannt, sondern man kennt es vielleicht aus eigener Erfahrung. Beispielsweise wenn es uns schwerfällt, auch die kleinen Freuden im Leben zu genießen, sei es ein gutes Essen, Gespräche mit Freunden, einen Ausflug mit der Familie oder ein Musikstück.

Denn wie oft werden wir vom Alltagsgeschäft überrannt, von den scheinbaren Dringlichkeiten und Unablässigkeiten im Leben, wenn wir das Schöne und die Freude nicht mehr sehen und wahrnehmen können.

So kann der Beruf zur Lebensaufgabe werden, die viel Zeit einnimmt, manchmal bis in den Feierabend hinein. Oder ein kleiner Ärger ergreift uns in einer Weise, dass dieser sowohl unser ganzes Tun als auch unsere Gedanken in Gänze in Anspruch nimmt und durchdringt.

Dies alles kann uns nicht nur von den Freuden im Leben ablenken, sondern auch von uns Selbst. Es ist wichtig in unser Herz einzutauchen, uns selbst anzuschauen und zu fragen: Was möchte ich in meinem Leben? Was befähigt mich mein Leben zu genießen? Es gilt, nicht im Morgen

oder Gestern verhaftet zu bleiben und zu leben, sondern Freiheit zu gewinnen, indem wir im Hier und Heute ankommen und uns auch von unseren Herzenssachen ergreifen lassen. Denn das deutsche Wort „genießen“ meint in seinem Ursprung nach „fangen, ergreifen“. In diesem Sinne fordert uns das Genießen auf: Ich lasse mich ganz auf eine Sache ein, ich spüre, was ich tue, sehe, schmecke und freue mich.

Genießen ist eine Kunst, die gelernt sein will - für mich selbst und für die anderen vielen Menschen.

 

Carpe diem!                                                              Ihre Catharina Buck 


Pfingsten - eine innere Haltung

Drei Schritte zum Verständnis des Heiligen Geistes:

 

Leere

Wenn ich den Heiligen Geist empfangen will, wenn ich von ihm erfüllt werden möchte, muss ich ihm Platz einräumen, muss ich leer sein.

Martin Luther hat es so ausgedrückt: Gottes Natur ist, dass er aus nichts etwas macht. Wenn wir etwas sind, dann sind wir schon belegt und nicht mehr frei. Wer nicht festgelegt ist auf bestimmte Vorstellungen, wie der Heilige Geist wirken soll, wie ich ihm begegnen kann, der ist leer und damit ein nichts, aus dem Gott etwas schaffen kann. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass ich ihn übersehe, weil ich - um im Bild zu sprechen - Sturmesbrausen und Feuerzungen erwarte, wo Gottes Geist doch ganz anders wirkt.

 

Stille

Wir müssen leise werden, denn Gottes Geist ist leise. Er will mich nicht überreden oder gar überwältigen. Die Apostelgeschichte führt ein Brausen an, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt. Ganz anders der Text im Johannesevangelium: Jesus hauchte die Jünger an und sprach: empfangt den Heiligen Geist. Nur ein Hauch also! Wie schnell kann ich den überhören. Ein Hauch nur, aber etwas ganz Persönliches, mir zu gehaucht.

 

Zeit

Zeit um leer zu werden, Zeit um still zu werden, Zeit um zu hören und zu empfangen. Die Jünger warten nach der Himmelfahrt Christi 10 Tage in Jerusalem. Auch wir können den Geist Gottes nicht gleich jetzt und hier und heute erwarten und uns dann anderen Dingen zuwenden, wenn es nicht so läuft, wie wir es uns wünschen. Wir müssen uns Zeit nehmen, um dem Heiligen Geist Zeit zu lassen.

Denn er weht, wann er will und nicht nur, wo er will.

 

Leere, Stille, Zeit - und dann?

Vielleicht ist es an der Zeit, auch oder gerade in unserer Kirche dem Heiligen Geist eine Chance zu lassen anzukommen. Es ist an der Zeit, bestimmte Vorstellungen zu leeren und festgefahrene Strukturen zu überdenken. Es ist an der Zeit, still zu werden und den Worten Jesu und seinem Willen Raum zu geben. Es ist an der Zeit, uns die Zeit zu geben, in der der Heilige Geist wirken kann.

Der Herr hat ihn verheißen als Beistand und Begleiter, der mit uns geht auf den Wegen unseres Lebens. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

 

Leere, Stille, Zeit - für eine Therapie sind das Grund-Wörter, weil sie den Grund legen für ein Heilwerden.

 

Leere, Stille, Zeit - das sind Schritte auf Pfingsten zu, auf den Grundstein einer geistdurchwirkten Kirche.

 

Geistdurchwirkte Tage wünsche ich Ihnen alle! Ihr Pfr. M. Scheifele


Geistliches Wort zum Reformationsjubiläum:

 

     Du bist aller Dinge frei bei Gott durch den Glauben,

                  aber bei den Menschen bist du jedermanns

Diener durch die Liebe.

 

 

Gott will, dass die Menschen fröhlich sind,

darum hat er ja alles so schön gestaltet.

 

Martin Luther


Geistlicher Impuls zum Reformationsjubiläum

 

Es war ein wunderlich Krieg,

Da Tod und Leben rungen:

Das Leben behielt den Sieg,

Es hat den Tod verschlungen.

 

Die Schrift hat verkündet das,

wie ein Tod den andern fraß;

Ein Spott aus'm Tod ist geworden

Halleluja

 

Martin Luther


Geistliches Wort zum Reformationsjubiläum von Martin Luther:

 

Die Geburt Jesu in Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das ewig bleibt.

 


Geistlicher Impuls zum Reformationsjubiläum von Martin Luther:

 

Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Menschen. - … Daher ist der Glaube der Anfang aller guten Werke.


Fastenzeit – vorösterliche Bußzeit: Von Gott gerufen

 

Von den frühen Zeiten der Kirche an sind die 40 Tage der Fastenzeit eine Zeit des Weges mit Jesus nach Jerusalem, eine Zeit der Vorbereitung auf die Taufe, die in der Osternacht gespendet wird.

Die Sonntagsevangelien der Fastenzeit im jetzigen Lesejahr A sind Schritte einer alten Hinführung zu diesem Sakrament des Christ-werdens. Vom Berg der Versuchung (Mt 4,1-11) über den Berg der Verklärung (Mt 17,1-9) führt der Weg zum Brunnen, an dem Jesus der Samariterin begegnet (Joh 4,5-,12), und dann zur Begegnung mit dem Blinden, dem Jesus die Augen öffnet (Joh 9,1-41). Von der Versuchung zu dem Licht-Blick (Verklärung), zu dem lebendigen Wasser und zu der erleuchtenden Tat geht der Weg weiter zum Grab des Lazarus, an dem Jesus das Zeichen neuen Lebens setzt in der Auferweckung seines Freundes (Joh 11,1--14), -Hosianna- und .Kreuzige ihn. des Palmsonntags (Mt 21,1-11 und Mt 26,14-27,66) eröffnen die große Heilige Woche mit Abendmahl, Leiden und Sterben des Herrn bis hin zur Feier des neuen Lebens in der Osternacht. - Der Mensch, der zum Christsein berufen ist, geht mit Jesus nach Jerusalem, taucht mit ihm ein in das Dunkel des Todes (seine eigenen Abgründe), um von Christus, dem auferstandenen Menschenfischer herausgezogen- zu werden zum unvergänglichen Leben mit IHM in Fülle. Das wird in der Taufe deutlich durch das Eintauchen ins Wasser und das Auftauchen ins Leben.

Wüste, Berg, Wasser, Licht, Brot, Wein, Kreuz sind Urbilder auf diesem Weg zum österlichen Leben und geben der Fastenzeit ihr eigenes Gepräge. Der Weg durch die Fastenzeit soll unser Herz weit machen, damit das Leben aus der Taufe in uns erneuert und ansteckend wird. So werden wir von Gott gerufen und sind zum Christsein berufen.Entnommen aus: Hrsg.: Bischof F.-J. Bode: Zeit mit Gott, I., Stuttgart 2005, S.224-226

 

Gebet aus Burkina Faso    (entnommen aus: Gebete der Völker, St. Ottilien, 2013)

Herr, mein Gott!

Wie der Fisch nicht ohne Wasser leben kann, so kann ich nicht ohne dich leben. Du hast mich erschaffen, du erhältst mein Leben.

Ja! Ich freue mich zu leben, auch wenn ich mit Güte nicht gesegnet bin. Ich habe keine Schuhe an den Füßen, aber ich freue mich, dass ich gehen, springen und tanzen kann. Vor allem freue ich mich, dein Kind zu sein, in mir den Hauch göttlichen Lebens zu tragen, deinen Heiligen Geist. Du willst in mir leben, Gast sein bei mir. Von ganzem Herzen danke ich dir für diese Ehre, für diese Freude.


Biblische Grundlagen

 

Jesus selbst hat uns durch sein Leben und durch die frohe Botschaft die Barmherzigkeit des

himmlischen Vaters vor Augen gestellt. Ja, er – seine Hingabe am Kreuz – ist

das Werk der Barmherzigkeit schlechthin!

Dann denken wir besonders an das Gleichnis vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater

(Lk 15). Uns allen gibt der Herr den Auftrag: “Seid barmherzig, wie es auch Euer

Vater ist” (Lk 6,36).

Gott ist ganz Heiligkeit, ganz Gerechtigkeit, ganz Barmherzigkeit. Das Herz Gottes ist in

sich vollkommen, aber doch vom Elend der Menschen angerührt, und er kommt ihnen

in Jesus Christus zu Hilfe. So sollen auch wir uns anrühren lassen von den

Nöten der Menschen und Barmherzigkeit üben. Im Üben der Barmherzigkeit werden

wir in besonderer Weise gottähnlich und können füreinander “Abglanz der Liebe

Gottes sein”.

Weil Gott barmherzig ist, darum müssen auch wir barmherzig sein. Zudem sagt uns Jesus in

der Bergpredigt, dass wir selber in dem Maße die Barmherzigkeit Gottes erfahren

und glücklich sein werden, in dem wir selbst bereit sind, Barmherzigkeit zu

üben: “Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden”(Mt 5,7).

Die zweifache Siebenzahl der leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit hat sich im

Leben der Kirche herausgebildet, als Ausdruck eines Lebens aus der barmherzigen

Liebe des Herzens Jesu, eines Lebens, das die vom Herrn empfangene Liebe an die

Mitmenschen weitergibt. Sie sind konkrete Beispiele, wie wir auf die Nöte der

Menschen antworten können.

Sie sind nicht ausschließlich zu verstehen, nicht so, dass sich unser ganzes Tun der

Nächstenliebe auf die ausdrücklich genannten Werke der Barmherzigkeit

reduzieren ließe. Man könnte die insgesamt 14 Werke der Barmherzigkeit auch

erweitern und ergänzen. Doch weil die Sieben als geheiligte Zahl galt, hat man

sich mit der Aufzählung von zweimal sieben Werken der Barmherzigkeit begnügt.

Sie zeigen, welche Werke dem Geist Christi besonders angemessen sind und wie

wir auch heutzutage immer wiederkehrenden Leiden und Bedürfnissen der Menschen

Abhilfe verschaffen können.

So sagt auch der Katechismus der Katholischen Kirche in der Nr. 2447 über die Werke der

Barmherzigkeit: „Die Werke der Barmherzigkeit sind Liebestaten, durch die wir

unserem Nächsten in seinen leiblichen und geistigen Bedürfnissen zu Hilfe

kommen. Belehren, raten, trösten, ermutigen sowie vergeben und geduldig

ertragen sind geistliche Werke der Barmherzigkeit. Leibliche Werke der

Barmherzigkeit sind vor allem: die Hungrigen speisen, Obdachlose beherbergen,

Nackte bekleiden, Kranke und Gefangene besuchen und Tote begraben. Unter diesen

Werken ist das Almosenspenden an Arme eines der Hauptzeugnisse der Bruderliebe;

es ist auch eine Gott wohlgefällige Tat der Gerechtigkeit: „Wer zwei Gewänder

hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle

ebenso” (Lk 3,11).

Pfarrer Peter G. Marx


Lästige geduldig ertragen

 

„Kann man sein Kleingeld eigentlich noch langsamer zählen, als die da vorne an der Kasse?“ „Also, wenn der da vor mir noch lahmer fährt, muss ich aussteigen und anschieben!“ 

 

Womöglich kommen auch Ihnen solche oder ähnliche Gedanken bisweilen, wenn Ihnen jemand auf die Nerven geht. Es geht nicht schnell genug voran, jemand beansprucht unsere Zeit übermäßig, ist uns lästig. Und solche Leute sollen wir geduldig ertragen? Das ist doch zu viel verlangt! Auch das 6. geistliche Werk der Barmherzigkeit fordert uns heraus! Wie gerne hätten wir es doch, dass die Dinge so laufen, wie wir es uns wünschen. Alles soll auf unsere Bedürfnisse abgestimmt werden. Damit aber stellen wir uns, unsere Wünsche, Pläne und Vorstellungen in den Mittelpunkt, wo dann aber – bitteschön!- nichts anderes dazu zu kommen hat.

 

Aber vielleicht sind es nicht immer die anderen, die eine Last sind, sondern wir selbst sind das Problem. Hätte ich genug Zeit eingeplant, würde mir das Kleingeldzählen an der Kasse oder der langsame Autofahrer nicht auf die Nerven fallen. Vielleicht sind meine Bedürfnisse nicht die Richtschnur, an der sich alle zu messen haben. Damit soll nicht gesagt sein, dass man alles stillschweigend hinnehmen muss und niemals etwas sagen darf, wenn uns etwas lästig ist. Aber manchmal, so scheint es mir, sind wir selbst das Problem, sind wir selbst uns lästig. Wenn wir das erkannt haben, können wir entweder unser Verhalten ändern und mehr Zeit einplanen oder uns selbst mit dieser lästigen Eigenschaft geduldig ertragen.   

 

Pastoralreferent Raphael Maier

 

 


Nimm dir Zeit…

 

um zu arbeiten, es ist der Preis des Erfolges

 

…um nachzudenken, es ist die Quelle der Kraft

 

…um zu spielen, es ist das Geheimnis der Jugend

 

…um zu lesen, es ist die Grundlage des Wissens

 

…um freundlich zu sein, es ist das Tor zum Glück

 

…um zu träumen, es ist der Weg zu den Sternen

 

…um zu lieben, es ist die wahre Lebensfreude

 

…um froh zu sein, es ist die Musik der Seele

 

 Aus Irland


Geistliches Werk der Barmherzigkeit: Beleidigern gerne verzeihen

 

Jeder Christ kennt den Anspruch Jesu, siebzigmal siebenmal zu verzeihen, und weiß, wie schwer es fällt, diesen hohen Anspruch im Alltag einzulösen.

Verzeihen bedeutet vielerlei: erlittenes Unrecht nicht entgelten, es einem nicht krummnehmen, loslassen, jemanden freisprechen, nicht grollen oder mit Strafe reagieren, mit anderen neu anfangen.

Es gibt wahrscheinlich täglich Anlässe, wo es darum geht, anderen und sich selbst zu verzeihen. Die sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit nennen im Zusammenhang des Verzeihens speziell die barmherzige

Tat, Beleidigern gerne zu verzeihen!

Dieses Werk provoziert, zumal es da heißt, dass wir Beleidigern nicht nur verzeihen, sondern gerne verzeihen

sollen. Wird da nicht ein bisschen zu viel verlangt?

Die Psychologie versteht unter einer Beleidigung eine Aussage oder Handlung, die negative Gefühle in Menschen hervorrufen, weil ein Mensch sich durch sie in seinem Ego, seiner Ehre oder seinem Status missachtet

oder heruntergesetzt fühlt. Ich selber ertappe mich zuweilen, wie meinem „Ich“ die Aussage oder Geste eines anderen zu schaffen macht.

Manchmal muss ich im Rückblick aber feststellen, dass eine solche Aussage gar nicht beleidigend gemeint war. Vermutlich ist es auch so, dass Menschen, die bewusst beleidigen, sich letztlich selbst in ihrer Ehre abwerten.

Jemandem gerne zu verzeihen, der mit Worten und Gesten verletzt, das ist eine Fähigkeit, die wir vermutlich immer wieder neu einüben müssen.

Und: Je älter ich werde, desto bewusster wird mir, dass es sich um eine Gabe handelt, die uns im Gebet

geschenkt wird. Wer betet, bindet sich an Gott und wer betet, kann innerlichfrei werden von Beleidigungen, die ihm im Alltag widerfahren.

Beleidigungen sind emotionale Kränkungen und könnennach § 185 StGB strafbar sein. Wohl also denen, die beleidigen und nicht angezeigt werden.

Wohl vor allem dem, der durch Beleidigungen nicht die innere Souveränität verliert. Wohl auch dem, der nicht beleidigen muss, um sein Ego auf Kosten anderer künstlich aufzublähen und wohl allen, die Beleidigungen nicht einfach runterschlucken,sondern mutig thematisieren oder sie gar im Gebet bei Gott ablegen, damit sie

leichter leben.

 

Diakon Markus Schwer


Osterbitte

Großer Gott, du machst Wunder wahr:

Du erweckst Tote zum Leben,

du veränderst die Verhältnisse

und stellst sie auf den Kopf.

 

So bitten wir um österliche Hoffnung für alle,

die vom Tod betroffen sind.

Wir bitten um österlichen Trost für alle, 

die verzweifelt sind.

Wir bitten um österliches Leben für alle,

die krank sind und die im Sterben liegen.

Wir bitten um österliche Freude für alle, 

die unter der Last von Verfehlung und Schuld leiden.

 

Wir bitten um österliches Glück für alle, die das Leben teilen,

 Eltern und Kinder, Paare, Gemeinden und Kirchen.

Wir bitten um gelingendes Leben für alle, 

die in diesen Österlichen Tagen getauft werden.

Wir bitten um österliche Bewahrung für alle, 

die uns das Leben liebenswert machen.

 

Christus du bist auferstanden!

Komm in unsere Mitte, schenke uns Deine Freude!

Gib uns deine Liebe, teile mit uns dein Glück, 

bleibe bei uns, heute und alle Tage, 

 

bis ans Ende der Welt! Christiane Nolting

 


Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.

Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.

Menschen, die aus dem Glauben leben, 

sehen alles in einem anderen Licht.

 

Lothar Zenetti

 


 

Advent – Zeit der Veränderung


Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben eine Verabredung mit jemandem. Sie warten in

einem Restaurant. Schon oft sind Sie sich begegnet, bei der Arbeit, beim Sport, beim Musikverein

und auch schon sonntags im Gottesdienst. Sie haben sich noch nie richtig wahrgenommen. Doch

heute soll sie stattfinden: die erste richtige Begegnung. Sie warten, Sie sind nervös, prüfen immer

wieder, ob die Frisur und die Kleidung sitzen. Sie mussten und Sie wollten sich auf diese Verabredung

vorbereiten.

Allein dieses Warten auf den Moment der Begegnung, die Vorbereitung darauf, das hat Sie bereits

verändert.

Der Advent, die Zeit des Wartens und der Vorbereitung, ist an sich genauso zu sehen: es ist eine Zeit,

die verändert, weil da einer mit mir eine Verabredung hat und in mir geborenwerden will.


Ein besonderes Gefühl!

(nach Rainer M.Schießer, St. Benno-Verlag)


 

Wenn wir uns allem, was existiert,

innerlich verbunden fühlen,

werden Genügsamkeit und Fürsorge

von selbst aufkommen.

 

(Papst Franziskus, Enzyklika Laudato Si)

 


Impuls Segnungsgottesdienst 11.10.15:


Geborgen in großen, tragenden Händen. Ein Gesicht, das ruhig lächelt und Zufriedenheit ausstrahlt. Vertrauen vermittelt dieses Bild, ein „Ich werde gehalten.“ Die eine Hand trägt, die andere streichelt, das ist noch mehr als gehalten werden: Wohlergehen, Fürsorge, Halt, jemand sorgt dafür, dass es mir gut geht.

Gott trägt mich durch das Leben, komme, was wolle:

Du hast mich eingezeichnet

in Deine Hand

Damit Du mich nicht vergisst

Damit Du mir immer nahe bist

Ich bin eingezeichnet

in Deiner Hand

Damit ich Dich nicht vergesse

Damit ich Dir immer nahe bin

 

Sieger Köder


Du, den wir die Kraft des Lebens nennen,
bist helfend und bewahrend bei uns gewesen,
als unser Kind geboren wurde.
Du, den wir den Schutz des Lebens nennen,
sei bergend und behütend bei uns,
wenn es nun aufwächst und groß wird.
Du, den wir das Ziel des Lebens nennen,
zeige uns und unserem Kind den Weg,
der zum Glauben an dich führt.


„Bindet ihn los, der Herr braucht ihn!“

 

Diesen Satz haben sich die zehn PastoralassistentInnen, die dieser Tage beauftragt wurden, zum Motto genommen.

Sie alle kennen ihn sicher aus dem Palmsonntagsevangelium: Jesus möchte auf einem Esel nach Jerusalem hineinreiten und beauftragt zwei Jünger, einen Esel im nahegelegenen Dorf loszubinden und dem Eigentümer zu sagen: „Der Herr braucht ihn“.

Uns PastoralassistentInnen gefällt an der Erzählung besonders der Gedanke, dass Jesus Träger braucht, auch heute noch, die seine frohe Botschaft in die Welt tragen. Und Träger seiner Botschaft, das sind wir alle: Hauptamtliche wie Ehrenamtliche, überall dort, wo wir aus christlicher Überzeugung handeln und von ihm erzählen. Uns dabei allerdings auch nicht zu wichtig zu nehmen, daran erinnert uns das Bild des Esels.

Stark ist für uns auch die Aussage: „Bindet ihn los“!

Die Zusage Jesu, dass er uns Menschen befreien will von allem, was uns hindert, uns schwerfällt, uns zurückhält. Er bestärkt uns mit seiner Zusage, bei uns zu sein und traut uns etwas zu!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine befreite Sommerzeit, in der Sie die ein oder andere Last des Alltags abwerfen und Kraft tanken können – Im Vertrauen darauf, dass Jesus selbst es ist, der uns losbindet und befreit.

 

Herzliche Grüße, Raphael Maier, Pastoralassistent


Gott in der Nudelschlange

 

Da stand ich doch kürzlich beim Italiener in der Nudelschlange und hatte eine Begegnung mit Gott. Also eher mit einem Zitat über ihn. Auf einer bunten Tafel standen allerlei Sinnsprüche und direkt über dem Nudelkoch las ich: "Wenn Gott den Menschen wirklich nach seinem Abbild geschaffen hat, dann muss er jetzt tief enttäuscht sein."

Klar: Der Mensch macht Fehler. Immer wieder. Dennoch halte ich dagegen: Ich glaube nicht, dass Gott von uns enttäuscht ist.

Denn jeder Enttäuschung geht ja erstmal eine Täuschung voraus. Das Gott sich immer wieder aufs Neue täuscht – in jedem Menschen, zu allen Zeiten – das ist für mich schwer vorstellbar. Ich denke, dafür kennt er uns zu gut. Er weiß, dass wir nicht perfekt sind – weil wir freie Menschen sind. Perfekt sind Maschinen, Menschen nicht. Und das ist gut so.

Für mich ist Gott eher ein geduldiger Optimist, als ein ewig Enttäuschter. Das finde ich sogar in der Bibel.

Vor ein paar Jahren fiel mir ein Text von Peter Reid in die Hände, da zählt er einige der Unperfekten aus der Bibel namentlich auf. Dort heißt es:  

Abraham war zu alt…
Moses stotterte…
David hatte eine Affäre…
Jona lief vor Gott weg…
Petrus verleugnete Christus…
Die Jünger schliefen beim Beten ein…
Die samaritische Frau war geschieden… mehr als einmal…
Und dennoch: Gott hat Geschichte mit ihnen geschrieben. Und ich glaube, er schreibt sie weiter. Mit jedem von uns.

 

 Michaela Bans